Umweltgruppen fordern große Plastik-Konzerne auf, Klage gegen die kanadische Regierung fallen zu lassen
NGOs nehmen Kanadas größte Plastikproduzenten ins Visier, weil sie mit ihrer trashigen Taktik sinnvolle Maßnahmen gegen Plastikmüll verhindern wollen
Kanadische Umweltgruppen rufen die drei größten Plastikproduzenten Kanadas auf den Plan: NOVA Chemicals, Dow Chemical und Imperial Oil/ExxonMobil. Diese drei Unternehmen verklagen die kanadische Regierung, um den Bundesaktionsplan zur Reduzierung der Plastikverschmutzung zu stoppen. Diese trashige Taktik ziele darauf ab, die Gewinne von Big Plastic zu schützen, so die Organisationen.
„Big Plastic tut gerne so, als sei der Plastikmüll die Schuld von jemand anderem: den Verbraucherinnen, den Abfallverursachern und der kommunalen Abfallwirtschaft“, sagte Karen Wirsig, Program Manager für Kunststoffe bei der NGO Environmental Defence. „Aber das wahre Problem ist, dass es bereits zu viel Plastik gibt und die Industrie die Regierung daran hindern will, etwas dagegen zu tun. Deshalb ist unser Tipp Nr. 1 an die Kanadier:innen Big Plastic aufzufordern, seine Klage fallen zu lassen."
Im Mai hat die Bundesregierung Plastikartikel als giftige Substanz unter dem kanadischen Umweltschutzgesetz (CEPA) aufgelistet und damit den Weg für Regelungen geebnet, die bestimmte Einweg-Plastikartikel verbieten und von neuen Plastikprodukten verlangen, dass sie recycelte Inhalte enthalten. Umweltgruppen fordern die Regierung auf, die CEPA-Listung energisch gegen die Klage von Big Plastic zu verteidigen und die versprochenen Regelungen zügig umzusetzen.
„Kanadier:innen unterstützen mit überwältigender Mehrheit Maßnahmen der Regierung zum Thema Plastik“, sagte Lilly Woodbury, Regionalkoordinatorin der Surfrider Foundation. „Das Wichtigste, was wir tun können, ist dazu beizutragen, dass die Regierung ihr Versprechen einhält, die Plastikverschmutzung zu bekämpfen.“
NOVA, Dow und Imperial Oil/Exxon Mobil stellen etwa drei Viertel der in Kanada produzierten Kunststoffpolymere her. Polymere werden vor allem zu Plastikwaren verarbeitet, einschließlich Verpackungen, die oft nur einmal benutzt und dann weggeworfen werden. Jeden Tag werden in Kanada mindestens 8.000 Tonnen Kunststoffabfälle auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen entsorgt oder direkt in die Natur gekippt.
„Die Plastikverschmutzungskrise, mit der wir konfrontiert sind, ist nicht die Schuld von Einzelpersonen, und es ist empörend, dass man uns das Gefühl gibt, die Schuldigen zu sein, wenn es um Plastikverschmutzung geht“, sagte Emily Alfred, Waste Campaigner bei der Toronto Environmental Alliance. „Unternehmen haben jahrelang Einwegplastik ohne Einschränkungen und ohne Konsequenzen produziert, und jetzt kämpfen sie gegen Vorschriften, die das ändern würden.“
Lucy Bain, Kommunikationskoordinatorin beim Sierra Club Ontario ergänzt. „Wir wissen, dass wir uns nicht durch Recycling aus diesem Schlamassel herauswinden können. Wir brauchen weniger Plastik und deshalb ist staatliche Regulierung notwendig. Die Verringerung der Plastikverschmutzung wird Einsparungen für Unternehmen, Städte und Regierungen bringen und Zehntausende neuer Arbeitsplätze in Kanada schaffen.“
„Big Plastic führt die Kanadier weiterhin absichtlich in die Irre, damit sie glauben, die Plastikverschmutzung sei ihre Schuld und ihre Verantwortung, damit sie weiterhin auf Kosten der Artenvielfalt und der menschlichen Gesundheit profitieren können“, sagte Laura Yates, Plastics Campaigner bei Greenpeace Canada. „Die Wahrheit ist, dass die Kanadier das Problem nicht beheben können, das die Industrie geschaffen hat und weiterhin schafft, und dass Einzelpersonen nicht für die Behebung des Problems verantwortlich gemacht werden dürfen. Big Plastic drängt auf eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe, aber so etwas gibt es nicht. Unser einziger Weg aus dieser Krise ist der Ausstieg aus Einwegplastik und petrochemischen Investitionen und die Unterstützung von wiederverwendbaren Produkten. Kanadier:innen müssen die Bundesregierung dabei unterstützen, die Umsetzung des vorgeschlagenen Verbots von Einwegplastik voranzutreiben und Big Plastic zu sagen, dass sie genug von den Lügen haben.“
„Recycling allein kann die globale Plastikkrise nicht lösen", unterstützt Olga Speranskaya, Co-Direktorin bei Health and Environment Justice Support. „Eine drastische Reduzierung der Plastikproduktion, der Ausstieg aus Einwegplastik, eine Verlagerung hin zu wiederverwendbaren Gütern und ein Ende der Verwendung von giftigen Zusatzstoffen sind realistische Wege, um die Plastikverschmutzung anzugehen.“
„Es wird kollektive Anstrengungen brauchen, um das Problem der Plastikverschmutzung zu lösen“, sagte Lisa Gue, National Policy Manager bei der David Suzuki Foundation. „Wir brauchen die Regierung, um ihr Versprechen einzulösen, nicht benötigte Einwegplastik bis 2021 zu verbieten, und wir brauchen die Industrie, um aufzuhören, sich über erste Schritte zu streiten.“