Kinderkommission: Kinder und Jugendliche müssen stärker vor Umweltgiften geschützt werden
Klima- und Umweltschutz müssen weit stärker in den Vordergrund politischen Handelns rücken als bisher. Zu diesem Schluss kommt die Kinderkommission des Deutschen Bundestags in ihrer neuesten Stellungnahme. Demnach haben Kinder körperlich und geistig in besonderem Maße unter den Folgen von Umweltverschmutzung und Klimawandel zu leiden.
Der Zusammenhang zwischen Umwelt- und Kinderrechtsschutz wird aus Sicht vieler Expert*innen zu wenig berücksichtigt. Zu den Kinderrechtsverletzungen, die aus der Klimakrise resultierten, etwa durch Wasserknappheit und Waldbrände, gesellen sich die Folgen des Einsatzes von Umweltgiften wie Quecksilber, Pestiziden oder giftiger Stoffe in der Leder- und Textilproduktion.
Chemikalien und Pestizide machen Kinder krank
Die Stellungnahme der Kinderkommission führt die deutliche Zunahme von Allergien, Unfruchtbarkeit und anderen körperlichen und psychischen Erkrankungen in den vergangenen Jahrzehnten auch auf die Belastung der Kinder und Jugendlichen mit schädliche Industriechemikalien und Pestiziden zurück.
So fordert die Expertin des Umweltbundesamts, Marike Kolossa Gehring, ein Verbot von Allergenen und sensibilisierenden Stoffen in Produkten für Kinder und Jugendliche. Dafür müssen die Märkte stärker überwacht und Produkte effektiver kontrolliert werden.
Allergische Erkrankungen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Kindern und Jugendlichen – mit steigender Tendenz. Dabei, so Kolossa Gehring, spielten synthetische Stoffe bei der über Jahre registrierten Zunahme dieser Erkrankungen eine bislang nicht ausreichend berücksichtigte Rolle. Solche Stoffe sind in vielen Alltagsprodukten zu finden, etwa in Wasch- und Reinigungsmitteln, Textilien, Möbeln, Teppichen, Spielzeug, Baumaterialien und Lebensmitteln.
Was die Politik nun tun muss
Insgesamt gibt die Stellungnahme der Kinderkommission einen wichtigen Impuls, um die deutsche und europäische Chemikalienpolitik im Sinne der UN-Nachhaltigkeitsziele weiterzuentwickeln:
Um das Recht auf eine gesunde Umwelt umzusetzen, muss die Bundesregierung ein strikteres Lieferkettengesetz beschließen, das effektive Sanktionen gegen global agierende Unternehmen zulässt, die Umweltschutz und Menschenrechte missachten.
Per Gesetz muss die Offenlegung der chemischen Zusammensetzung von Produkten vorgeschrieben werden. Schadstoffe könnten so schneller erkannt und aus dem Verkehr gezogen werden, bevor sie in die Umwelt und in Recyclingkreisläufe gelangen.
Hersteller müssen zudem verpflichtet werden, belastbare Informationen zur Nachhaltigkeit von Produkten bereitzustellen.
Der Einsatz von Pestiziden muss drastisch verringert und die ökologische Landwirtschaft ausgebaut werden.
Beim laufenden Prozess zur Erneuerung des UNEP-Abkommens zum Internationalen Chemikalienmanagement (SAICM), unterstützt der BUND u.a. die Forderung nach einer finanziellen Beteiligung der weltweiten Chemieindustrie am Aufbau von Infrastrukturen für ein nachhaltiges Chemikalien- und Abfallmanagement in Ländern des globalen Südens.
Was Sie jetzt bereits tun können
Bis Gesetze zu mehr Transparenz verhelfen, kann die kostenlose ToxFox-App des BUND helfen. Sie spürt Schadstoffe in Kosmetik und Alltagsprodukten auf.
Hersteller sind gesetzlich verpflichtet, bei Nachfrage innerhalb von 45 Tagen zu antworten, ob ein Produkt besonders gefährliche Stoffe enthält. Die Antwort fließt wiederum in eine Datenbank ein und steht den Verbraucher*innen bei der nächsten Anfrage über die App sofort zur Verfügung. Der ToxFox wird somit immer schlauer – und mit ihm seine Nutzer*innen.
Der BUND setzt sich zudem dafür ein, dass dies bald in ganz Europa möglich ist. Gemeinsam mit 20 Projektpartnern er eine europäische Produktdatenbank auf. Im Projekt "LIFE AskREACH" sind nun auch EU-weit Apps nach ToxFox-Vorbild verwendbar.