PFAS-Update: Mögliche Verbote in Frankreich und Dänemark

Am 30. Mai stimmten die französischen Gesetzgeber (Senat) für ein weitreichendes Verbot von PFAS in Textilien, Skiwachs und Kosmetikprodukten ab 2026 sowie weitere Änderungen in einer zweiten Phase beziehungsweise ab 2030, berichtete der Umweltinformationsdienst ENDS Europe. Wird der Vorschlag auch in zweiter Lesung gebilligt, umfasst das Verbot „alle für Verbraucher bestimmten Bekleidungstextilien, Schuhe und Imprägniermittel für Bekleidungstextilien und Schuhe, die perfluoralkylierte und polyfluoralkylierte Stoffe enthalten, mit Ausnahme von Bekleidungstextilien und Schuhen, die für den Schutz und die Sicherheit von Personen, insbesondere bei der Erfüllung von Aufgaben der Landesverteidigung oder der zivilen Sicherheit, konzipiert sind und deren Liste per Dekret festgelegt wird.“

Die dänische Regierung hatte Ende April im Rahmen eines neuen PFAS-Aktionsplans ebenfalls vorgeschlagen, ein nationales Verbot von PFAS in Kleidung, Schuhen und Imprägniermitteln einzuführen.

Feuerwehrleute sind nicht nur durch Feuer und andere Katastrophen gefährdet, sondern auch durch PFAS

Feuerwehrleute sind durch sogenannte Ewigkeitschemikalien besonders gefährdet, berichtete die französische Zeitung Le Monde Ende Mai mit Bezug auf eine gemeinsame Pressemitteilung von neun Gewerkschaften der Feuerwehren und Rettungsdienste der Departements (SDIS) und Les Écologistes (Partei der Grünen, Frankreich). Spuren von den teils krebserregenden PFAS wurden in den Haarproben aller Feuerwehrleute gefunden, die im Rahmen eines Screenings getestet wurden (19). Besonders Löschschaum und die wasserdichte Berufskleidung sorgen für die erhöhte Exposition mit PFAS. In allen Haarproben der Feuerwehrleute sei auch Perfluoroctansäure (PFOA) nachgewiesen worden, ein Stoff, der seit 2019 verboten ist und als „krebserregend für den Menschen“ eingestuft wird.

Skandal in Norditalien: PFAS erhöhen Sterblichkeit

Von den etwa 10.000 Stoffe und Stoffgruppen umfassenden PFAS-Chemikalien gelten einige als krebserregend. Mitte April war im Environmental Health Journal eine Studie erschienen, deren Ziel die Untersuchung vorzeitiger Todesfälle nach einer großflächigen Verschmutzung des Oberflächen-, Grund- und Trinkwassers mit PFAS in drei Provinzen in der Region Venetien (Norditalien) war. 30 Gemeinden und etwa 150.000 Einwohnerinnen und Einwohner waren betroffen. Als exponiert galt, wer in einer der 30 Gemeinden des „roten Gebiets“ wohnte, in denen die Wasserleitung zur Trinkwasserversorgung durch das kontaminierte Grundwasser gespeist wurde. Die Forschungsgruppe untersuchte die zeitliche Entwicklung der Gesamtmortalität und ausgewählter ursachenspezifischer Mortalität nach Kalenderzeitraum und Geburtskohorte in der lokalen Bevölkerung zwischen 1980 und 2018. In den 34 Jahren zwischen 1985 (angenommener Beginn der Wasserverschmutzung) und 2018 (letztes Jahr der Verfügbarkeit ursachenspezifischer Mortalitätsdaten) beobachteten die Autor*innen in der Wohnbevölkerung des roten Gebiets 51.621 Todesfälle im Vergleich zu 47.731 statistisch erwarteten Todesfällen. Es fanden sich Hinweise auf eine erhöhte Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (insbesondere Herzkrankheiten und ischämische Herzkrankheiten) und bösartigen neoplastischen Erkrankungen, einschließlich Nieren- und Hodenkrebs. Durch die Studie sei damit erstmals ein Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber PFAS und der Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen offiziell nachgewiesen worden. An der Studie mitgearbeitet haben auch die Mütter gegen PFAS (Mamme no PFAS), die sich 2017 gegründet hatten, nachdem in Blutproben der in der Region wohnenden Kinder trotz eines maximal zulässigen Wertes von 8 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) Werte von von 90 bis 300, sogar bis zu 1000 ng/ml erreichten.

PAN-Studie zu Pestiziden: TFA und PFAS in Gewässern nachweisbar

Trifluoressigsäure (TFA) und andere per- und polyfluorierte Substanzen (PFAS) konnten in 23 Oberflächenwasser- und sechs Grundwasserproben aus zehn EU-Ländern nachgewiesen werden. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Pestizid Aktions-Netzwerk PAN Europe vom Mai 2025. Das Ausmaß der Kontamination sei alarmierend und erfordere entschiedenes Handeln und eine Unterstützung des PFAS-Verbotes auf EU-Ebene (EU-News 09.02.2023).

Alle untersuchten Wasserproben enthielten laut Pestizid Aktions-Netzwerk PFAS. Mehr als 98 Prozent der insgesamt nachgewiesenen PFAS war TFA, ein bekanntes Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden und anderen PFAS. 79 Prozent der Proben wiesen TFA-Werte auf, die den in der EU-Trinkwasserrichtlinie vorgeschlagenen Grenzwert von 500 ng/l (Nanogramm pro Liter) für PFAS insgesamt überschritten. PFAS-Pestizide scheinen die Hauptursache für die Wasserverschmutzung mit TFA in ländlichen Gebieten zu sein, gefolgt von Kühlmitteln, Abwasserbehandlung und industrieller Verschmutzung. Die Einstufung von TFA als „nicht relevanter“ Metabolit im Rahmen der EU-Pestizidverordnung habe einen wirksamen Grundwasserschutz in der EU behindert. Das „Verschlechterungsverbot“ der EU-Wasserrahmenrichtlinie hätte eine jahrzehntelange, eskalierende TFA-Verschmutzung verhindern sollen, was jedoch nicht gelungen ist. Die Behauptung, kurzkettige PFAS (wie TFA) seien harmlos, stamme von der PFAS-Herstellungsindustrie, werde aber durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zunehmend in Frage gestellt.

Derzeit wird in Brüssel über die Überwachung von Gewässern und Trinkwasser gestritten – es geht um sogenannte prioritäre Substanzen, die zukünftig besser kontrolliert (und am besten vermieden) werden sollten. Umweltverbände hatten sich mehrfach kritisch geäußert (EU-News 29.05.2024). Auch PFAS spielen dabei eine Rolle. So stiegen in Rastatt, Deutschland, Wasserrechnungen um etwa 20 Prozent, weil der Wasserversorger die per- und polyfluorierten Substanzen (PFAS) entfernen muss (BUND). Es genügt der Verzehr von 16 Gramm Fisch aus der Unterelbe, um die maximal tolerierbare Aufnahme von PFAS gemäß den EFSA-Leitlinien zu erreichen (PubMed). In den Niederlanden raten die Behörden den Eltern, darauf zu achten, dass ihre Kinder keinen Meeresschaum verschlucken, da er schädliche PFAS-Werte enthalten kann (Science Advance). [jg]

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Erfolg: EU verbietet BPA in Lebensmittelverpackungen

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Der Weg zu einer PFAS-freien Wirtschaft für eine saubere und gesunde Zukunft