Chemiepolitische Mittagstalks 2023
Mittwochs || 12:30 bis 13:15 Uhr
7. Juni || 14. Juni || 21. Juni || 28. Juni
Im September wird in Bonn die Weltchemikalienkonferenz stattfinden. Auf dieser soll ein Fol-geabkommen für den bisherigen internationalen Ansatz für ein internationales Chemikalien-management (SAICM) beschlossen werden: ein SAICM-Beyond-2020. Einige der Themen, die dabei im Fokus stehen, wollen wir in der diesjährigen Fortsetzung der Mittagstalks auf-greifen. In den Talks werden jeweils die Problemlage erörtert und Lösungsansätze auf natio-naler und internationaler Ebene diskutiert. Zum Abschluss der Reihe wollen wir einen Blick darauf werfen, warum gerade jetzt eine internationale Regulierung von Stoffen und Chemika-lien notwendig ist, um das Recht auf eine giftfreie Zukunft zu verwirklichen.
Wir, das sind der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, European Network for En-vironmental Medicine, das Forum Umwelt & Entwicklung, Health and Environment Justice Support, Pestizid Aktions-Netzwerk Deutschland und Women Engage for a Common Future. Zusammen engagieren wir uns für einen besseren Schutz der Umwelt und Gesundheit vor Chemikalienbelastungen. Als Organisationen der Zivilgesellschaft bringen wir Verbesserungs-vorschläge ein, die dazu beitragen sollen, chemische Belastungen zu vermeiden und ein si-chereres Chemikalienmanagement umzusetzen, wir stellen Informationen bereit und verhelfen dem Thema Chemikaliensicherheit zu mehr Aufmerksamkeit. Wir engagieren uns gleicherma-ßen im SAICM-Prozess, wie auch in der Umsetzung einer ambitionierten Chemikalienpolitik auf europäischer und deutscher Ebene.
Der Strategic Approach to International Chemicals Management (SAICM) ist eine einzigartige Plattform, um über Probleme zu sprechen, die aus der Produktion und Nutzung von Chemika-lien entstehen, und Lösungen zu finden. Allerdings gelang es SAICM nicht, wie angestrebt, bis 2020, die Verschmutzung unserer Erde aufzuhalten. Seit 2017 wird daher ein SAICM-Beyond-2020 vorbereitet. Darüber möchten wir mit Ihnen ins Gespräch kommen.
Mit freundlichen Grüßen aller Veranstalter:innen:
Manuel Fernandez, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Florian Schulze, European Network for Environmental Medicine(EnvMed Network)
Tom Kurz, Forum Umwelt & Entwicklung
Alexandra Caterbow, Health and Environment Justice Support (HEJ Support)
Susan Haffmans und Susanne Smolka, Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany)
Johanna Hausmann und Clara Kraske, Women Engage for a Common Future (WECF)
Talk 1 // Mittwoch, den 7. Juni // 12:30 bis 13:15 Uhr
Hochgefährliche Pestizide / Highly Hazardous Pesticides (HHPs)
Internationale Maßnahmen für einen weltweiten Ausstieg
International Action towards a global phase-out
- Der Talk wird ausschließlich auf Englisch stattfinden -
- This Talk will be given in English only -
Die Hochgefährlichen Pestizide (Highly Hazardous Pesticides, HHPs) sind eine Gruppe von Pestiziden, deren Anwendung schwere, irreversible Umwelt- und Gesundheitsschäden mit sich bringen. Seit 2015 sind die HHPs ein Fokusthema in SAICM, aber bisher ist zu wenig passiert, um die schädliche Wirkung der HHPs und ihren Gebrauch zu minimieren. Die Afrikanische Region erarbeitete einen Vorschlag, eine Globale Allianz zu den HHPs auf der Weltchemikalienkonferenz ins Leben zu rufen, um endlich die nötigen, konzentrierten Aktivitäten anzustoßen. In dem Talk werden wir die Probleme der HHPs erläutern und genauer auf die Globale Allianz eingehen und welche Auswirkungen sie haben kann.
Highly hazardous pesticides (HHPs) are a relatively small group of pesticides and yet they cause the most harm due to severe, irreversible environmental and health damage. Since 2015, HHPs have been a focus topic in SAICM, but so far too little has happened to minimise the harmful effects of HHPs and their use. The African Region developed a proposal to launch a Global Alliance on HHPs at the World Conference on Chemicals (ICCM5) to finally initiate the necessary focused activities. In the talk, we will explain the problems of HHPs and go into more detail about the Global Alliance and what impact it can have.
Inputs:
Susan Haffmans, PAN Germany
Tadesse Amera, PAN Ethopia und IPEN
Moderation:
Tom Kurz, Forum Umwelt und Entwicklung
Talk 2 // Mittwoch, den 14. Juni // 12:30 bis 13:15 Uhr
Mehr als Umweltpolitik
Wie Chemikalien unsere Gesundheit bedrohen
In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Umweltfaktoren, die die Entstehung und Zunahme verschiedener Krankheiten im Menschen begünstigen können, stark angestiegen. Die Verschmutzung mit und die Omnipräsenz von schädlichen Chemikalien in unserer Welt sind erhebliche Faktoren, die unsere Gesundheit belasten. Betroffen sind wir alle, besonders vulnerabel sind (schwangere) Frauen und Kinder.. Damit sind nicht nur Leid von Menschen und anderen Lebewesen verbunden - hier und weltweit, sondern auch immense Kosten für das Gesundheitssystem. Allein die Kosten von gesundheitlichen Folgen aus der Belastung mit PFAS liegen jährlich schätzungsweise zwischen 52 und 84 Milliarden Euro allein in Europa. Chemikalien, ihre Nutzung, Folgen und ihre wirksame Regulierung sind damit nicht nur ein Thema der Umweltpolitik. In dem Talk wollen wir einen Blick darauf werfen, wie Chemikalien unsere Gesundheit beeinträchtigen und welche interdisziplinären Lösungsansätze es gibt.
Inputs:
Johanna Hausmann, WECF
Florian Schulze, EnvMed Network
Dr. Kurt E. Müller, Vorstand des Deutschen Berufsverbands der Umweltmediziner
Moderation:
Tom Kurz, Forum Umwelt und Entwicklung
Talk 3 // Mittwoch, den 21 Juni // 12:30 bis 13:15 Uhr
Hormongifte
Ein Risiko für unsere Gesundheit
Hormongifte, auch endokrine Disruptoren genannt, sind überall um uns herum. Sie gelangen über Kleidung, Verpackungen, Kosmetik oder Nahrung an und in unsere Körper und können dort verschiedene Krankheiten auslösen. Schwangere und Kinder sind besonders prädisponiert. Stoffwechselerkrankungen, Zunahme von Krebsarten und auch die Minderung der Fruchtbarkeit stehen unter anderem in Zusammenhang mit Hormongiften: Diese oft schleichenden Gesundheitseffekte bedeuten nicht nur Leid für viele Menschen, sondern auch eine enorme, stetig wachsende Herausforderung für das Gesundheitssystem aber auch für den Umweltschutz. Es wird Zeit, dass diese Stoffe mit dieser gefährlichen Eigenschaft in den Fokus von politischen Maßnahmen rücken - international, in Europa und auch in Deutschland. Die Bundesregierung plant daher einen nationalen Aktionsplan zu endokrinen Disruptoren.
Inputs:
Alexandra Caterbow, HEJSupport
Johanna Hausmann, WECF
Susanne Smolka, PAN Germany
Moderation:
Tom Kurz, Forum Umwelt und Entwicklung
Talk 4 // Mittwoch, den 28. Juni // 12:30 bis 13:15 Uhr
Krieg, Klimawandel, Inflation
Die Notwendigkeit einer nachhaltigen Stoffpolitik trotz Krisenzeiten
Die Klimakrise ist eine Krise der fossilen Energien. Die chemische Industrie ist aktuell größter Verbraucher fossiler Kohlenwasserstoffe in Deutschland. Damit heizt sie nicht nur die Klimakrise an, sondern trägt auch dazu bei, dass ihre Produkte von Plastik bis PFAS den Planeten verschmutzen. Um die Umweltkrisen unserer Zeit zu meistern, aber auch, um eine wirklich nachhaltige und resiliente Wirtschaft aufzubauen, brauchen wir eine ambitionierte Chemikalienpolitik - auf allen Ebenen. Die EU ist mit der Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit einen guten ersten Schritt gegangen. Allerdings hapert die Umsetzung. Wir brauchen jetzt eine Weichenstellung für eine nachhaltige Transformation der Chemieindustrie. Wie dies aussehen kann, erläutern wir in dieser Veranstaltung.
Input:
Manuel Fernandez, BUND
Dr. Detlef Schreiber, GIZ
Moderation
Tom Kurz, Forum Umwelt und Entwicklung
Hintergrund:
Der Strategic Approach to International Chemicals Management (SAICM) wurde 2006 in Dubai ins Leben gerufen und hatte die Zielsetzung, bis 2020 einen nachhaltigen Umgang mit Chemikalien über ihren ganzen Lebenszyklus zu schaffen und die bestehenden klaffenden Lücken im internationalen Chemikalienmanagement zu schließen. Das Ziel wurde verfehlt. Da dies absehbar war, hat die internationale Staatengemeinschaft 2015 entschieden auf der Weltchemikalienkonferenz 2020 ein Folgeabkommen zu beschließen. Zur Vorbereitung wurde der Interessionale Prozess ins Leben gerufen, mit dem Mandat Empfehlungen für ein SAICM Folgeabkommen zu erarbeiten. In diesem Prozess hat Deutschland die Präsidentschaft inne. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 gab es drei Treffen des Intersessionalen Prozesses und eine Open-Ended Working Group. Bedingt durch Corona-Pandemie konnte das vierte Treffen nicht wie geplant 2020 stattfinden, sondern wurde verschoben. Während des Winter 2020/2021 wurden virtuelle Arbeitsgruppen eingerichtet. Im Juni 2021 fand das virtuelle Berlin Forum für Chemikalien und Nachhaltigkeit statt. Im November 2021 haben wir eine virtuelle, internationale NGO-Konferenz durchgeführt. Alles trug dazu bei, dass die Dynamik in dem Prozess nicht vollständig erlag, auch wenn dies keine Präsenztreffen ersetzen konnte.
Im September 2022 kam neue Dynamik in den Prozess, als wieder ein Präsenztreffen zur Vorbereitung des SAICM-Beyond-2020-Abkommens in Bukarest stattfand. Wie wichtig ein ambitioniertes SAICM-Beyond-2020 ist, zeigten Wissenschaftler*innen mit einer Studie, nach der die Planetare Grenze für Chemikalien und neue Substanzen bereits überschritten sei. Und auch in unseren Körpern befinden sich mittlerweile eine Vielzahl von Chemikalien, wie das Human Biomonitoring im Rahmen eines EU-Projektes herausgefunden hat. Die tägliche Exposition gegenüber Chemikalien wird in Verbindung mit verschiedenen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entwicklungsstörungen und Krebs gebracht. Was uns belastet, belastet auch unsere Umwelt. Die Verschmutzung der Erde ist die dritte große Umweltkrise unserer Zeit, neben der Biodiversitäts- und der Klimakrise. Wir können die Krisen nur gemeinsam lösen, daher brauchen wir auf allen Ebenen eine ambitionierte Chemikalienpolitik.
Anmeldung
Die einzelnen Online-Seminare werden durchgeführt mit der Konferenz-Anwendung Zoom. Beachten Sie bitte, dass die Seminare aufgezeichnet werden, um sie später als Video zur Verfügung zu stellen. Bitte beachten Sie ebenfalls, die Anmeldungen schließen wir jeweils 24 Stunden vor Beginn der einzelnen Veranstaltung.
Alternativ können Sie uns eine E-Mail schicken an giftfreie-zukunft@forumue.de