Verbotene «Bienenkiller»: Syngenta exportiert via Europa über 10’000 Tonnen dieser Pestizide
Eine Übernahme von der schweizer NGO Public Eye
Kurz vor dem Weltbienentag am 20. Mai zeigt eine Recherche von Public Eye und Unearthed, dass das Geschäft mit den sogenannten Neonicotinoiden, die wegen ihrer Schlüsselrolle beim dramatischen Rückgang der Bestäuber in der Schweiz und der EU längst verboten sind, weiter floriert. 2021 wurden mehr als 13’000 Tonnen dieser Bienenkiller für den Export aus der EU angemeldet, 80% davon von der Basler Syngenta. Während in Brüssel endlich ein Exportverbot all jener Pestizide diskutiert wird, deren Einsatz in der EU untersagt ist, verschliesst die ebenfalls Neonicotinoide exportierende Schweiz vor ihrem toxischen Doppelstandard weiter die Augen.
Auf Basis des Rechts auf Information haben Public Eye und Unearthed, das Investigativ-Team von Greenpeace Grossbritannien, von EU-Behörden brisante Daten zur Pestizidausfuhr im Jahr 2021 erhalten und diese ausgewertet. Sie zeigen, dass damals 13 EU-Länder den Export von mehr als 13’000 Tonnen Neonicotinoid-Insektizide genehmigt haben, deren Einsatz auf ihren eigenen Feldern seit 2018 verboten ist. Belgien, Frankreich, Spanien und Deutschland stehen an der Spitze dieser Rangliste. Der Grossteil (86%) davon ging in Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen wie Brasilien, Argentinien, Südafrika, Ghana und Indonesien, in denen der Einsatz hochgefährlicher Pestizide aufgrund schwacher Standards und Kontrollen ein noch grösseres Risiko für Menschen und Umwelt darstellt als bei uns. Diese Praxis stellt auch eine akute Gefährdung der globalen Biodiversität dar, zu der allein Brasilien, das in jenem Jahr mit rund 6000 Tonnen Neonicotinoiden überschwemmt wurde, 20% beiträgt.
Von den 17 exportierenden Unternehmen ist Syngenta das weitaus wichtigste. Seine europäischen Tochtergesellschaften haben für 2021 die Ausfuhr von 10’457 Tonnen Neonicotinoiden beantragt, was fast 80% des Gesamtvolumens entspricht. Dabei handelt es sich um Insektizide auf der Basis von des Nervengifts Thiamethoxam, die auch in Monthey im Wallis gemischt werden, wo der Basler Konzern sein weltweit grösstes Produktionszentrum hat. Da Neonicotinoide keiner Ausfuhrmeldepflicht beim Bundesamt für Umwelt unterliegen und sich so, wie Dutzende andere aus unserer Landwirtschaft verbannte Substanzen, jeglicher Kontrolle entziehen, lässt sich die aus der Schweiz exportierte Menge nicht ermitteln. Dokumente aus verschiedenen Exportländern zeigen jedoch, dass 2021 rund 65 Tonnen thiamethoxamhaltiger Produkte die Schweiz passiert haben. Auch aus dem Jahresbericht der Europäischen Chemikalienagentur geht hervor, dass die Schweiz in jenem Jahr einige Tonnen davon in die EU verschiffte – von wo aus sie vermutlich in Drittländer weitergeschickt wurden.
Der Bundesrat muss den Export aller hierzulande längst verbotener Pestizide gesetzlich stoppen und für eine strikte Umsetzung sorgen. Die Europäische Kommission hat hier mit einer öffentlichen Konsultation zum Verbot von Produktion und Export bestimmter gefährlicher Chemikalien, deren Einsatz in der EU bereits untersagt ist, kürzlich vorgelegt. Für Neonicotinoide beschloss Brüssel sogar, Rückstände dieser Giftstoffe in importierten Lebensmitteln ab 2026 zu verbieten, um dem globalen Rückgang der Bestäuberpopulationen entgegenzuwirken. Laut einer Studie von Ende 2022 ist der dadurch ausgelöste Angebotsrückgang an gesunden Lebensmitteln bereits für etwa 500’000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Deshalb muss die EU dem immensen Druck der Agrochemielobby widerstehen und schnell griffige Gesetze verabschieden, die diese für die globale Biodiversität und Ernährungssicherheit fatalen Exporte endlich beenden.