Kinder und Jugendliche sind stark mit Allergien auslösenden Chemikalien belastet

Im Sommer waren es langlebige Perflourierte Chemikalien (PFCs), wie sie in Outdoor-Bekleidung oder Lebensmittelverpackungen vorkommen, die in 97 Prozent der getesteten Kinder und Jugendliche gefunden wurden. Jetzt sind es Allergene, die in Weichspülern, Wandfarben oder Spielzeug stecken, und ebenfalls in fast allen Testpersonen zwischen drei und 17 Jahren nachgewiesen wurden, wie eine Studie des Umweltbundesamtes zeigt. Das geht aus einer Anhörung vor dem Gesundheitssauschuss hervor, die auf Initiative der Grünen und der FDP Bundestagsfraktionen stattfand.

Juckende Haut, Rötungen und Bläschen können die Merkmale einer Kontaktallergie sein. Jeder fünfte Mensch in Europa leidet darunter. Verantwortlich dafür können chemische Duft- und Konservierungsstoffe wie zum Beispiel Lysmeral, MIT, CIT oder Bisphenol A sein, wie die Die Tagesschau berichtet.

Schadstoffe sind überall

Das Umweltbundesamt hat den Urin von 2.500 Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 17 Jahren auf Abbauprodukte solcher Chemikalien getestet. Bei fast allen wurden Stoffe nachgewiesen, die allergen wirken oder im Verdacht stehen, Allergien auszulösen.

Wie der Nachweis von PFCs und Allergenen, aber auch von Stoffen wie Weichmachern und vielen mehr, deutlich macht, sind Kinder und Jugendliche in der Regel mit einer Mischung der Chemikalien belastet. Dabei ist häufig nicht bekannt, wie die Stoffe in Kombination wirken. Vermeintlich sichere Grenzwerte werden durch die Kombinationswirkung vieler verschiedener Schadstoffe ad Absurdum geführt. Viele Stoffe können in unterschiedlichsten Konzentrationen wirken, je nach Empfindlichkeit der Menschen. Hautausschläge lassen sich behandeln, Kontaktallergien sind nicht heilbar.

Schadstoffe haben nichts in Produkten, und schon gar nichts in Kinderkörpern zu suchen

„Es ist nicht hinnehmbar, dass in Produkten für Kinder wie Bastelmaterialien, Beißringen, Kinderkosmetik und vielem mehr Stoffe wie MIT, allergene Duftstoffe und Chrom Schadstoffe enthalten sind. Wir konsumieren diese Stoffe in der Regel ohne unser Wissen, weil Informationen fehlen und bei den meisten Produktgruppen Inhaltstoffe nicht deklariert werden müssen. Das muss sich dringend ändern.“, so Johanna Hausmann, Chemikalienexpertin für WECF.

WECF fordert schon seit Jahren strengere Regulierungen für Allergene und andere schädliche Inhaltsstoffe in Produkten, vor allen für solche, mit denen Kindern, Heranwachsende und auch Schwangere in Berührung kommen, denn es ist nicht die Verantwortung der Verbraucher:innen für sicheren Konsum zu sorgen. Dennoch müssen Konsument:innen besser informiert und es muss eine klare Kennzeichnung von Schadstoffen eingeführt werden, um da, wo es möglich ist, bewusste Kaufentscheidungen treffen zu können und so Schadstoffe zu vermeiden. Das kann die Bundesregierung auf nationaler Ebene mit einem Aktionsplan umsetzen, wenn auf EU-Ebene die Regulierungen nicht ausreichen.

WECF fordert politische Lösungen und informiert mit dem Nestbau-Programm

WECF engagiert sich politisch für ein Verbot gesundheitsgefährdender Stoffe in Produkten und einer Kennzeichnungspflicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Auch im Rahmen des Prozesses für ein internationales Chemi­kalien­management SAICM, der derzeit neu verhandelt wird und bei dem Deutschland den Vorsitz innehat. Solange allerdings sichere Regulierungen fehlen, informieren wir über unser Nestbau Programm wie man sich besser vor Chemikalien schützen kann.

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