Der giftie Handel mit Pestiziden im Irak

Eine Übernahme der Rosa-Luxemburg-Stiftung zur gleichnamigen Publikation, die auf der Website der Rosa-Luxemburg-Stiftung auch bestellbar ist.

Die wachsende Macht des Marktes bei fehlender staatlicher Kontrolle

Was passiert, wenn europäische Doppelstandards auf dysfunktionale Staaten treffen? Eine Studie des Büros Beirut in Kooperation mit dem irakisch-kurdischen Netzwerk für Ernährungssouveränität Gwez w Nakhl kommt zu bahnbrechenden Ergebnissen:

  1. Globale Agrarkonzerne wie Bayer exportieren (auf legalem Wege) hochgiftige in Europa verbotene Pestizide in den Irak.

  2. Schattenwirtschaft und Korruption begünstigen zudem den illegalen Handel mit hochgiftigen Pestiziden.

  3. Mächtige nicht-staatliche Akteure produzieren und vertreiben illegal hochgiftige Pestizide im Irak.

Die toxischen Pestizide haben Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, die damit in Berührung kommen sowie die Umwelt. Irakische Landwirt*innen berichten von akuten Gesundheitsproblemen unmittelbar nach dem Versprühen von Pestiziden.

Der Irak scheint weder willens und zum Teil auch nicht fähig, angemessene Regularien zu implementieren um Menschen und Umwelt zu schützen. Diese fehlende staatliche Kontrolle macht es globalen Konzernen leicht, ihre toxischen Produkte in dysfunktionale Staaten wie den Irak zu exportieren. Aufgrund der fehlenden staatlichen Kontrolle zirkulieren auch kommerzielle Pestizide unbekannter Herkunft im großen Stil auf dem irakischen Markt. Viele sind weder registriert noch zugelassen. Neben dem illegalen Handel gibt es im Irak auch Pestizidproduktionsstätten, die ihre Existenz der prekären Sicherheitssituation, Schattenwirtschaft und Korruption verdanken.

Unternehmen wie Bayer (früher Monsanto) und Syngenta (China Chemical (Shanghai) Agricultural Technology Corporation Ltd) verkaufen direkt oder über Tochtergesellschaften die folgenden Wirkstoffe im Irak, die in der EU verboten sind und als hochgefährliche Pestizide (HHPs) gelten: Difethialon, Coumatetralyl, Imidacloprid, Thiamethoxam, Lufenuron, Tebuconazol, Tefluthrin, Triasulfuron, Chlorothalonil. Die Pestizidimporte des Irak haben sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht.

Im Jahr 2021 verteilte der irakische Staat über ein staatliches Förderprogramm 50 Tonnen Tebuconazol, verkauft von Bayer, kostenlos an Landwirte. In ähnlicher Weise profitierte Syngenta vom Pflanzenschutzprogramm der Regierung, um ein Pestizid mit Thiamethoxam zu verkaufen, das durch Helikopter aus der Luft versprüht wird, eine gefährliche Praxis, die in der EU nicht erlaubt ist.

Staatliche Unterstützung in Form der kostenlosen Verteilung von Pestiziden dient letztlich den Interessen globaler Agrarkonzerne auf Kosten der Landwirt*innen im Irak. Sie erleichtert die Nutzung giftiger Pestizide, die in anderen Ländern verboten sind und schafft Abhängigkeiten unter den Landwirt*innen, die diese Produkte nach der ausgelaufenen anfänglichen Unterstützung zu hohen Preisen kaufen müssen.  

Die RLS setzt sich dafür ein, dass

  • globale Agrarkonzerne angehalten werden weltweit die gleichen Standards einzuhalten und dafür zur Rechenschaft gezogen werden und der Export von HHPs verboten wird;

  • der Irak Vorschriften zur Einfuhrkontrolle von Pestiziden umsetzt und die Einfuhr hochgiftiger Pestizide verbietet;

  • die Subventionen insbesondere hochgiftiger Pestizide im Irak aufgehoben werden und kein HHP mehr aus der Luft versprüht werden darf;

  • Akteure im Irak für den sicheren Einsatz von Pestiziden sensibilisiert und agrarökologische Methoden gefördert werden.

Das RLS-Programm zu Ernährungssouveränität in der Region unterstützt irakische Landwirt*innen und Organisationen der Zivilgesellschaft, die sich für ein gerechteres und nachhaltigeres Ernährungssystemsystem einsetzen.

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