Fluch der Fluorverbindungen oder adé Ewigkeitschemikalien?
Eine Übernahme der EU-Umweltnews des DNR:
Kohlenstoff-Fluor-Bindungen (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen - PFAS) gehören zu den stabilsten chemischen Bindungen und sind deshalb besonders schwer abbaubar. Sie verbleiben über sehr lange Zeiträume unverändert in der Umwelt, reichern sich im Körper an und führen zu schweren Erkrankungen. Laut ChemTrust wurden die durch PFAS verursachten Gesundheitskosten im Europäischen Wirtschaftsraum auf 52 bis 84 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. PFAS werden in vielen Bereichen angewendet, z.B. in Feuerlöschschäumen, Teflonpfannen, in der Textilindustrie. Derzeit werden sie unter der Chemikalienverordnung REACH behandelt.
Auf einer High-Level-Konferenz am vergangenen Freitag [Freitag, den 13. Mai 2022] enthüllte Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius, dass perspektivisch fluorierte Treibhausgase, sogenannte F-Gase, auch als PFAS eingeschränkt werden sollen. Die EU-Exekutive plane neben einer Beschränkung im Rahmen der REACH-Verordnung auch eine Überarbeitung der Grundwasserrichtlinie und der Vorschriften für Materialien mit Lebensmittelkontakt, um PFAS zu begrenzen. Auch werde neben einem Verbot eine Kennzeichnung von PFAS in Erwägung gezogen. Das sei ein sehr komplexes Unterfangen, sodass die kommende EU-Kommission [nach der Europawahl 2024] dies fortsetzen müsse.
Die Europäische Kommission hatte Anfang April den Entwurf einer Verordnung über F-Gase vorgelegt. Der Vorschlag soll die derzeit geltende Verordnung ersetzen. Ziel ist, durch eine weitere Reduktion von Emissionen fluorierter Treibhausgase zur Einhaltung der EU–Klimaziele beizutragen und den internationalen Verpflichtungen des Montrealer Protokolls zur Reduzierung teilfluorierter Kohlenwasserstoffe (HFKW), die zum Abbau der Ozonschicht führen, einzuhalten.
Die Chemikalienstrategie soll als Teil des Europäischen Green Deals die EU auf den Weg zu einer giftfreien Umwelt führen. Der ehemalige Europaparlamentarier Sven Giegold hatte bei der Vorstellung des Kommission-Arbeitsprogramms 2022 bemängelt, dass gerade im Chemikalienbereich die angekündigten Gesetzgebungen wie die Überarbeitung der REACH-Verordnung von der Agenda verschwunden seien und sich die Chemiewende dadurch verzögere.