Plastikwende heißt Schutz vor Chemikalien in Plastik
Am 18. April veröffentlichte das zivilgesellschaftliche Bündnis Exit Plastik das Manifest für eine Plastikwende. Unterstützt von engagierten Einzelpersonen und verschiedenen Organisationen zeichnet das Manifest ein Bild für eine plastikarme Gesellschaft und zeigt auf, welche Schritte dafür unternommen werden müssen.
Plastik ist nicht nur überall um uns herum, es besteht auch aus diversen Chemikalien. Schon der Grundstoff sind fossile Kohlenwasserstoffketten. Es werden hier bei Monomere und Polymere unterschieden. Monomere sind einzelne Kohlenwasserstoffketten, wie bspw. Vinylchlorid. Werden diese Ketten zusammen gebaut, entstehen größere Makromoleküle, die auch Polymere genannt werden, bspw. Polyvinylchlorid (PVC - übrigens der weltweit am häufigsten produzierte Kunststoff). An die Polymerstrukturen werden im Herstellungsprozess weitere Chemikalien gedockt, um bestimmte Eigenschaften zu erreichen. Diese bewusst hinzugefügten Additive reichen von Weichmachern über UV-Blocker, Farben bis Flammschutzmitteln. Zusätzlich entstehen im Herstellungsprozess aber auch Chemikalien, die unbeabsichtigt und meist unwissend sich in das Plastik mischen. Weltweit sind ca. 16.000 verschiedene Chemikalien in Plastik zu finden. Rund ein Viertel dieser Chemikalien sind bekannte Schadstoffe und gefährlich, weil sie toxisch, persistent, bioakkumulativ und/oder mobil sind. Wiederum ein Viertel davon (ca. 1.300 Chemikalien) werden trotz ihrer negativen Eigenschaften bewusst dem Plastik zugesetzt. Über die restlichen 10.000 Chemikalien liegt keinerlei Wissen vor.
Dies macht Plastik nicht nur zu einem immensen Gesundheits- und Umweltproblem, sondern auch zu einem chemikalienpolitischen Themenfeld. In dem aktuell verhandelten UN-Plastikabkommen sollen Chemikalien daher adressiert werden, zumindest wenn es nach der Zivilgesellschaft ginge. Dies ist dringend nötig, da bisherige internationale Abkommen nicht mal 1% der in Plastik verwendeten Chemikalien adressieren.
Genau aus diesem Grund legt auch das Manifest für eine Plastikwende einen Fokus auf Chemikalien in Plastik. Im Manifest sind u.a. folgende chemikalienbezogene Forderungen enthalten:
deutlich weniger Produktion und Anwendung von Plastik und damit auch die Verringerung der für Plastik genutzten schädlichen Chemikalien und Polymere sowie der mit Plastik verbundenen Emissionen von Klimagasen und Schadstoffen;
die schadstofffreie und sichere Herstellung von Plastik und Plastikprodukten und Transparenz über Inhaltsstoffe und Gefahren;
den Schutz vor gesundheitsschädlichen Chemikalien, durch das Verbot des Einsatzes gesundheits- und umweltschädlicher Chemikalien entlang des gesamten Lebenszyklus von Plastik, inklusive solcher mit persistenten Eigenschaften, z. B. PFAS) und hormoneller Wirkung (EDCs);
die besondere Berücksichtigung der unterschiedlichen gesundheitlichen Auswirkungen auf unterschiedliche Geschlechter.
Transparenz und Informationen zu Chemikalien in Produkten sowie bei der Regulierung und bei Verboten;
ein Verbot von Schadstoffen und problematischem Plastik, beispielsweise PVC. Chemikalien in Materialien und Produkten werden offengelegt und auf dieser Grundlage global einheitlich gekennzeichnet. Es ist möglich, sie entlang des Lebenszyklus der Produkte zu verfolgen
Plastikwende heißt auch eine strenge Regulierung von Chemikalien und das International. Chemikalienpolitik und Plastik müssen zusammen gedacht und bearbeitet werden, sonst werden wir die Verschmutzung der Erde nicht verringern.
Hintergrund:
Im Februar 2024 veranstaltete das zivilgesellschaftliche Bündnis Exit Plastik einen Runden Tisch für NGOs und eine öffentliche Konferenz zu Lösungen für die Plastikkrise. Expert*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft beteiligten sich daran. Die Eckpunkte für dieses Manifest, welches Lösungen zur Plastikkrise adressiert, wurden im Rahmen der Veranstaltungen gemeinsam entwickelt und im Nachgang durch die Exit Plastik-Mitglieder weiter ausgearbeitet. Das vorliegende Manifest enthält die zentralen Elemente für eine #plastikwende. Jetzt!