Neues Projekt enthüllt Taktiken der PFAS-Lobby – CHEM Trust fordert schnelles Verbot der „Ewigkeitschemikalien”

Eine Übernahme von CHEM Trust

Ein Jahr lang haben 46 Journalist*innen aus 16 Ländern Argumente und Aktivitäten verschiedener Unternehmen untersucht, die zum Ziel hatten, den Vorschlag für ein EU-weites Verbot der umwelt- und gesundheitsschädlichen PFAS-Chemikalien abzuschwächen. Die Ergebnisse der Recherche wurden heute veröffentlicht. Eine kurze Reaktion von CHEM Trust Europe.

Das „Forever Lobbying Project“ hat über 1.000 Argumente von Gegner*innen der geplanten PFAS-Beschränkung untersucht – zum Beispiel, dass Fluorpolymere, eine Untergruppe von PFAS, von der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) als „of low concern“ eingestuft worden sein sollen. Oder dass PFAS unersetzbar und für den ökologischen und digitalen Wandel unerlässlich seien. Viele dieser Argumente sind jedoch irreführend oder falsch, wie das Journalist*innen- und Expert*innen-Team hinter dem Projekt feststellt.

Auch CHEM Trust Europe hat einige Aussagen, die Teile der Industrie nutzen, um ihre Ablehnung des PFAS-Verbots zu begründen, genauer untersucht – und richtiggestellt. Lesen Sie jetzt unsere „fünf guten Gründe für ein EU-weites PFAS-Verbot“.

Dr. Ninja Reineke, Vorstandsvorsitzende von CHEM Trust Europe, sagt dazu:

„Die Ergebnisse des Forever Lobbying Project sind sehr wichtig, weil sie die Methoden und das Ausmaß der Einflussnahme von Unternehmen offenlegen. Sie machen außerdem deutlich, dass die Kosten der weitreichenden PFAS-Verschmutzung sehr hoch sind und von der Gesellschaft getragen werden. Nur der schnelle und umfassende Ersatz der „Ewigkeitschemikalien“ durch sicherere Alternativen kann Umweltbelastungen und menschliches Leid verringern. Viele Alternativen sind bereits vorhanden!“

Mehr darüber, welche PFAS-Alternativen erforscht oder sogar bereits vermarktet werden, lesen sie in einem aktuellen CHEM Trust Briefing.

Wir haben ein PFAS-Problem – auch in Deutschland

PFAS wurden bereits im Blut und in der Muttermilch von Menschen und Tieren auf der ganzen Welt gefunden und sogar in den abgelegensten Regionen nachgewiesen, zum Beispiel in der Antarktis. Gerade im Dezember 2024 hat die Europäische Umweltagentur vor der weit verbreiteten PFAS-Belastung in europäischen Gewässern gewarnt, mit Werten, die oft über den regulatorischen Grenzwerten liegen.

Ähnlich fand auch das Vorgängerprojekt des Forever Lobbying Project, das „Forever Pollution Project“, PFAS im Wasser, in Böden und in Lebewesen an rund 23.000 Orten in ganz Europa, an Hunderten davon in besorgniserregend hohen Mengen. In Deutschland konnten die Ewigkeitschemikalien an mehr als 1.500 Orten nachgewiesen werden. Bei über 300 davon handelte es sich um sogenannte Hotspots, mit so hohen PFAS-Konzentrationen, dass sie die Gesundheit der in der Umgebung lebenden Menschen gefährden könnten.

Ein bekannter PFAS-Skandal in Deutschland ist der Fall Rastatt. 2013 wurde in Mittelbaden eine großflächige Verunreinigung mit PFAS festgestellt. 1.105 Hektar Bodenfläche sind betroffen (Stand 2022) und auch das Grundwasser in der Region ist belastet. Eine Sanierung wird als nicht möglich und nicht finanzierbar eingeschätzt. Seit 2013 „sind zum Schutz der Bevölkerung bereits ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag durch das Land, den Landkreis, den Kommunen, den Wasserversorgern und der Landwirtschaft ausgegeben worden. Eine finanzielle Mehrbelastung wird es auch weiterhin geben,“ so Reiner Söhlmann von der PFAS-Geschäftsstelle beim Landratsamt Rastatt in einer Stellungnahme im April 2024.

Gute Gründe für eine schnelle Beschränkung

Nur mit einem umfassenden Verbot der schädlichen PFAS-Chemikalien können Skandale wie in Rastatt in Zukunft verhindert und die jetzigen und zukünftigen Generationen vor den negativen Auswirkungen der Belastung mit diesen Substanzen geschützt werden.
Die geplante Regulierung stützt sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten zwei Jahrzehnte und sieht Übergangsfristen von bis zu 13,5 Jahren vor, je nach Branche und konkretem Anwendungsbereich.

Antonia Reihlen, wissenschaftliche Referentin bei CHEM Trust Europe, sagt:

Wer Verantwortung für Umwelt und Gesundheit übernehmen will, die immer häufiger werdenden Berichte über PFAS-Belastungen ernst nimmt und sich für eine innovative und wahrlich nachhaltige Transformation der Industrie einsetzen möchte, kann gar nicht anders handeln, als sich für das baldige Verbot der gesamten Stoffgruppe einzusetzen.

Aus unserer Broschüre „Fünf gute Gründe für ein EU-weites PFAS-Verbot

Sie haben Fragen zur geplanten PFAS-Beschränkung, zum Forever Lobbying Project oder zu den Ewigkeitschemikalien allgemein? Dann kontaktieren Sie uns gerne!

Hintergrund

Zurück
Zurück

Lobby-Schlacht um PFAS: Profit vor Gesundheit und Umweltschutz

Weiter
Weiter

Globales Netzwerk veröffentlicht relevante Instrumente für den weltweiten Ausstieg aus hochgefährlichen Pestiziden