Hormonell schädigende Chemikalien gefährden die Gesundheit von Menschen auf der ganzen Welt
Eine Übernahme von CHEM Trust Europe:
Hormonell schädigende Chemikalien, auch als endokrine Disruptoren oder kurz EDCs bekannt, stören die Funktion unseres Hormonsystems. Im Bericht „Endokrine Disruptoren: Bedrohungen für die menschliche Gesundheit (Endocrine Disrupting Chemicals: Threats to human health)“ werden drei wichtige Quellen benannt, über die Menschen mit diesen Substanzen in Kontakt kommen: Plastik, Pestizide und Verbraucherprodukte. Auch die Stoffgruppe der Per- und Polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) wird hervorgehoben, da sie in zahlreichen Anwendungen genutzt werden und viele dieser Stoffe ebenfalls hormonell schädlich wirken. Die möglichen Auswirkungen von EDCs auf die Gesundheit werden ebenfalls näher beleuchtet.
Plastik
Wir wissen von über 13.000 Chemikalien, die bei der Plastikproduktion eingesetzt werden oder in Kunststoffen selbst enthalten sind. Nur für ungefähr 7.000 davon gibt es genug Daten, um ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt feststellen zu können. Von diesen 7.000 hat rund die Hälfte eine oder mehrere besorgniserregende Eigenschaften.
Bedenkliche Chemikalien, die oft in Plastik oder bei dessen Herstellung verwendet werden, sind unter anderem Bisphenole und Phthalate. Über einige dieser Stoffe ist bekannt oder wird vermutet, dass sie endokrine Disruptoren sind. Sie kommen in vielen Produkten zum Einsatz, von Kinderspielzeug bis hin zu Verpackungen. Ein zentraler Weg, über den diese Chemikalien in unsere Körper gelangen, ist der Verzehr von Lebensmitteln oder Getränken, die in phthalat- oder bisphenolhaltigen Kunststoffen verpackt oder gelagert wurden.
Im Bericht werden die Zusammenhänge zwischen Bisphenol A (BPA), einem bekannten EDC, und einer Vielzahl von negativen gesundheitlichen Auswirkungen, wie Fortpflanzungsprobleme oder Störungen der fötalen Gehirnentwicklung, hervorgehoben. In Bezug auf Phthalate stellen die Autor*innen fest, dass diese Substanzen das Wachstum der Hoden und die Funktion der Eierstöcke beeinträchtigen können. Im Bericht steht außerdem, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse darauf hindeuten, dass Schädigungen der Eierstöcke über Generationen weitergegeben werden können.
Pestizide
Im Bericht geht es auch um Glyphosat – das weltweit meistgenutzte Herbizid. Es kann zum Beispiel über Rückstände in Wasser, Lebensmitteln und Getränken in unsere Körper gelangen.
Es gibt bereits von mehreren Seiten Hinweise darauf, dass Glyphosat hormonell schädlich wirkt. Der Stoff ist schon mit Gesundheitsschäden wie bestimmten Krebsarten und Fortpflanzungsproblemen in Verbindung gebracht worden.
In einer repräsentativen Studie in den USA wurde gezeigt, dass weite Teile der Bevölkerung mit Glyphosat belastet sind: In 81,2 Prozent der untersuchten Personen konnte der Stoff im Urin nachgewiesen werden. Auch im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes HBM4EU wurde Glyphosat untersucht.
Mehr über Glyphosat lesen Sie auf der Website des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN Germany).
Verbraucherprodukte
Im Bericht wird zudem erklärt, dass endokrine Disruptoren in vielen gängigen Haushalts- und Pflegeprodukten vorhanden sein können – und dass sie über die Luft, den Hausstaub oder die Haut in unsere Körper gelangen können. Schon seit der Gründung im Jahr 2007 arbeitet CHEM Trust daran, über (potenziell) gesundheitsschädliche EDCs in Alltagsgegenständen aufzuklären. Wir fordern die EU-Behörden auf, strenge Gesetze einzuführen, um die schädlichsten Chemikalien bis 2030 in Verbraucherprodukten zu verbieten, und so die Bevölkerung vor Schadstoffen zu schützen.
In Deutschland haben wir uns etwa, gemeinsam mit anderen Umwelt- und Gesundheitsorganisationen, viele Jahre dafür eingesetzt, dass ein nationaler Aktionsplan zu EDCs beschlossen wird. Im November 2023 hat die Bundesregierung dann endlich ihren „Fünf-Punkte-Plan zum Schutz vor hormonell schädigenden Stoffen“ veröffentlicht. Details und unsere Reaktion dazu lesen Sie hier.
Mehr über endokrine Disruptoren und wo sie überall enthalten sein können, erfahren Sie unter anderem auf unseren Seiten zu unseren „Fokusstoffgruppen” und „Tipps für den Alltag”.
PFAS
PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) bezeichnet eine Familie von über 10.000 Chemikalien, die auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt werden, weil sie in der Umwelt kaum abgebaut werden und diese daher über lange Zeit belasten. Sie kommen sowohl in zahlreichen Alltagsprodukten wie Lebensmittelverpackungen, Kosmetika und Kleidung als auch in industriellen Anwendungen zum Einsatz.
Die am besten untersuchten Chemikalien dieser Familie sind nachweislich endokrine Disruptoren und wurden mit Schilddrüsenerkrankungen, Adipositas, hohem Cholesterinspiegel, Fortpflanzungsproblemen und der Entwicklung bestimmter Krebsarten in Verbindung gebracht.
Im Bericht geben die Autor*innen einen Überblick über Forschungsergebnisse, die nachweisen, dass die untersuchten PFAS endokrine Disruptoren sind, und zeigen, wie und wo wir diesen Substanzen ausgesetzt sind – etwa über kontaminierte Lebensmittel und Getränke, am Arbeitsplatz und aus der Umwelt.
Gemeinsam mit anderen NGOs fordert CHEM Trust die EU auf, die gesamte Stoffgruppe der PFAS bis 2025 in Verbraucherprodukten zu verbieten und bis 2030 für alle weiteren Verwendungen, mit Ausnahme derer, die gesellschaftlich unverzichtbar sind.
Lesen Sie hier unsere fünf guten Gründe für ein EU-weites PFAS-Verbot.