Unbefriedigende Chemikalienpolitik auf Kosten von Umwelt und Gesundheit
Eine Übernahme aus den EU-Umweltnews des DNR.
Umweltaktive schlagen Rechtsweg gegen EU-Pestizidentscheidungen ein
Das Pestizid Aktions-Netzwerk PAN Europe geht gegen das illegale Inverkehrbringen von nicht bewerteten Pestiziden und gegen die Wiederzulassung des umstrittenen Cypermethrin vor. Der Umweltverband nutzt damit die rechtliche Möglichkeit, dass Umweltverbände und Einzelpersonen EU-Entscheidungen zum Umweltrecht anfechten können, wenn sie aus ihrer Sicht nicht ausreichend sind. Für beide Klagen hat PAN Europe einen Brief an EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides geschickt und um eine interne Überprüfung der getroffenen Entscheidungen gebeten. Die Europäische Kommission hat 12 Wochen Zeit, um eine Antwort zu geben. Sollte die Antwort nicht zufriedenstellend sein, wird PAN Europe den Fall vor den Gerichtshof der EU bringen.
Was die Pestizidzulassungen angeht, kritisierte Salomé Roynel, Kampagnenleiterin bei PAN Europe: „Wir beobachten, dass in allen Phasen des Prozesses nichts unternommen wird, um die Frist einzuhalten, und dass für toxische Substanzen immer wieder automatische 1-Jahres-Verlängerungen gewährt werden, oft sogar mehrmals. Das ist systematisches Vorgehen! In der Zwischenzeit bleiben die Bürger und die Umwelt ungeschützt.“ Cypermethrin wiederum sei ein Umwelthormon und auch für Bienen und Wasserorganismen hochgiftig, selbst die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sei zu dem Schluss gekommen, dass der Stoff verboten werden sollte. Die Wiederzulassung von Cypermethrin hätte 2016 erörtert werden sollen, aber Verzögerungen auf Ebene der Mitgliedstaaten und der EFSA hätten den Prozess um mehr als fünf Jahre verzögert, so PAN Europe.
EU-Kommission soll hochgefährliche Stoffe in Einwegbabywindeln beschränken
In einem offenen Brief hat ein Bündnis von rund 30 Umwelt- und Gesundheitsorganisationen, darunter das Europäische Umweltbüro (EEB), die zuständigen EU-Kommissar*innen aufgefordert, sich für ein EU-weites Verbot extrem gefährlicher Stoffe in Babywindeln einzusetzen. Es gebe einen entsprechenden Vorschlag französischer Behörden (ANSES), den die EU-Kommission im Rahmen der europäischen Chemikalienpolitik REACH unterstützen müsse. ANSES habe nachgewiesen, dass Windeln giftige Stoffe enthalten könnten, darunter polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (Dioxine oder PCDD), Polychlor-Dibenzofurane (Furane oder PCDF), Polychlorbiphenyle (PCBs) und Formaldehyd. Ohne die vorgeschlagene EU-Beschränkung könnten Millionen von Neugeborenen und Kleinkindern, die Einwegwindeln tragen, möglicherweise mehrere Jahre lang täglich gesundheitsschädlichen Chemikalien ausgesetzt sein. Eine chronische und langfristige Exposition gegenüber diesen Stoffen könnte zu einer Sensibilisierung der Haut, Krebs, Reproduktionsstörungen, genotoxischen und endokrinen Wirkungen führen, die sich manchmal auch erst später im Leben zeigen könnten.
Plastikzeitalter: Nanopartikel inzwischen auch in Arktis und Antarktis
Laut Berichten im Guardian ist eine Verschmutzung mit Nanoplastik an beiden Polen der Erde nachzuweisen. Das Medium bezieht sich auf eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Environmental Research veröffentlicht wurde. In Grönland wurden 13 Nanogramm Nanoplastik pro Milliliter geschmolzenes Eis gefunden – und viermal mehr im antarktischen Eis und zwar in mehrere Meter tief reichenden Eisbohrkernen, die 50 Jahre globale Plastikverschmutzung abdecken. Mikro- und Nanoplastik seien auf Zellebene schädlich für die menschliche Gesundheit und würden inzwischen in den entlegensten Winkeln der Erde entdeckt. Die Studie zeige, dass auch die als „neu“ angesehenen Kleinstpartikel bereits eine lange Geschichte haben.
Umweltministertreffen pro Exportverbot für in der EU verbotene Chemikalien
Bei ihrem informellen Treffen vergangene Woche haben sich die Umweltminister*innen der Mitgliedstaaten laut dem Umweltinformationsdienst ENDS Europe Daily für ein Exportverbot von in der EU verbotenen Chemikalien ausgesprochen (siehe auch EU-News 27.01.2022).