Ewigkeitschemikalien - wie wir heute die Probleme von morgen schaffen

PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Dies sind synthetische Chemikalien, bei denen die Wasserstoffatome einer Kohlenwasserstoffkette ganz (per) oder teilweise (poly) durch Fluoratome substituiert werden. Die Kohlenstoff-Fluor-Bindung ist eine der stärksten chemischen Bindungen, wodurch PFAS-Chemikalien extrem stabil sind, auch unter hohen Temperaturen oder hohem Druck. Zusätzlich sind sie fett-, wasser- und schmutzabweisend. Durch diese Sammlung an Eigenschaften werden PFAS in vielen Produkten und Anwendungen eingesetzt, längst nicht mehr nur als Industriechemikalie oder in Spezialanwendungen. Von Medizinprodukten über Lebensmittelverpackungen oder als Kältemittel. PFAS finden sich überall in unserer Umgebung. Meist nicht beachtet und dennoch ein relevantes Anwendungsfeld sind PFAS in Textilien, wo sie hauptsächlich genutzt werden, um Textilien wasser- und ölabweisend zu machen. Ca. ein Drittel aller PFAS wird im Textilbereich verwendet. Dennoch ist die Regulierung von PFAS in Textilien nicht ausreichend.

Da sie sich unter natürlichen Bedingungen faktisch nicht abbauen, reichern sich PFAS auch in der Umwelt an. Es gibt mittlerweile keinen Ort auf der Welt, wo PFAS nicht nachgewiesen werden können, von der Antarktis bis zum Mount Everest. Begünstigt wird dies auch durch die Mobilität vieler PFAS, welche auch auf ihre enorme Stabilität, sowie ihre weiteren Eigenschaften zurückzuführen sind. Doch einige PFAS bauen sich in der Umwelt ab, das Problem ist nur, dass ihre Abbauprodukte wiederum andere PFAS sind, die nicht abbaubar sind. So beispielsweise Trifluoressigsäure (TFA). TFA ist ein Abbauprodukt explizit von den sogenannten F-Gasen - fluorierten Gasen, die oft als Kältemittel genutzt werden - aber auch von PFAS-Pestiziden und anderen PFAS. TFA wurde lange Zeit kaum beachtet. Mittlerweile stellt die Belastung mit TFA aber eine ernsthafte Gefahr für unser Trinkwasser dar. Die Belastung ist schon enorm gewachsen und wird weitersteigen, daher braucht es dringenden Handlungsbedarf.

Auf EU-Ebene wird dieser Handlungsbedarf gesehen, und das Thema der PFAS ist eines der am meisten diskutierten chemiepolitischen Themen überhaupt. Auslöser waren jedoch nicht direkt die vielen Probleme durch PFAS und ihre negativen Auswirkungen, sondern ein Beschleunigungsvorschlag auf EU-Ebene unter der bestehenden Chemikalienverordnung REACH, den Behörden aus fünf europäischen Staaten eingereicht haben. Der Vorschlag sieht vor, dass 10.000 Stoffe der Stoffgruppe zum Teil mit langen Übergangsfristen verboten werden. Produktion und Verwendung von PFAS sollen demnach in der EU nicht mehr erlaubt sein und PFAS durch sichere Alternativen ersetzt werden. Dass eine solche Beschränkung die umfassendste Regulierung von Chemikalien in der Geschichte der EU ist, zeigen auch die über 5.600 Eingaben während der öffentlichen Konsultation. Derzeit stimmen sich die Fachgremien der EU ab und erarbeiten einen Vorschlag unter Einbezug der diversen Eingaben, über den die EU-Kommission dann entscheiden wird. Dies wird voraussichtlich aber erst im Jahr 2026 passieren. Wie es genau weitergeht, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht genau gesagt werden, da neben der wissenschaftlichen Betrachtung auch die politische Debatte den Ausgang des Beschränkungsverfahrens bestimmen wird.

Im vierten und letzten Mittagstalk der diesjährigen Reihe widmen sich die Expert*innen diesen und weiteren Aspekten der Ewigkeitschemikalien PFAS im Detail. Hier können Sie das Webinar nachschauen und Sie finden weitere Informationen sowie die Folien.

0:00 Moderation und Einführung - Tom Kurz, Forum Umwelt und Entwicklung

5:02 Anwendungsfelder von PFAS, Schwerpunkt PFAS in Textilien - Alexandra Caterbow, HEJ Support

13:20 TFA - ein PFAS rückt ins Rampenlicht - Dr. Helmut Burtscher-Schaden, Global2000

35:48 Der Prozess zur Beschränkung der PFAS Gruppe in der EU - Manuel Fernandez, BUND

51:59 Fragen und Diskussion

Weiter
Weiter

Chemikalienvielfalt