EDCs - Wie Hormongifte unsere Gesundheit bedrohen

Die Stoffgruppe der Endokrinen Disruptoren (EDCs) umfasst rund tausend Stoffe, die sich in etlichen Alltagsgegenständen befinden und in unseren Körper gelangen. Es sind Chemikalien, die Kosmetik, Textilien oder Plastik zugesetzt werden. Bestimmte Pestizide und Industriechemikalien gelten ebenfalls als Endokrine Disruptoren. Sie sind im Urin, Wasser und unserer Nahrung nachweisbar. Dies ist besonders kritisch, da bereits die kleinste Menge dieser Stoffe negative Auswirkungen auf Organismen hat.

Als endokrin, also hormonell wirksam werden sie bezeichnet, weil sie Hormone blockieren, schädigen oder nachahmen und so u.a. in die Organentwicklung, in den Stoffwechsel und Verhalten von Mensch und Tier eingreifen. In der Folge können verschiedene Krankheiten wie hormonbedingte Krebsarten, Fruchtbarkeits- und Entwicklungsstörungen oder neurologische Beeinträchtigungen entstehen. Auch Genderaspekte haben hier eine Bedeutung. Durch Rollenzuschreibungen sind Frauen* öfter und mehr Chemikalien ausgesetzt, bspw. in Kosmetikprodukten.

Die Gefahr der EDCs wurde auch in der Politik erkannt, jedoch sind wir noch weit von einem umfassenden Schutz entfernt. In Deutschland hat die Bundesregierung vor einem Jahr, im November 2023, ihren Fünf-Punkte-Plan zum Schutz vor hormonell schädigenden Stoffen veröffentlicht und kam damit einer Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag und dem Druck von NGOs nach. Zentrale Maßnahmen und die Umsetzung fehlen aber bis dato. Auf europäischer Ebene wurden mit der Überarbeitung der CLP-Verordnung (Classification, Labeling and Packaging of substances and mixtures [Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen]) im letzten Jahr zwei neue Gefahrenklassen eingeführt, die die Endokrine Wirkung von Stoffen umfassen. Auf internationaler Ebene ist das Thema der EDCs bereits im Strategischen Ansatz für ein Internationales Chemikalienmanagement (SAICM) als Schwerpunktthema benannt. Auch im Folgeabkommen sind die EDCs weiterhin ein Schwerpunktthema und werden auch in den Verhandlungen um ein internationales Plastikabkommen thematisiert.

Wie genau wollen Deutschland, die EU oder die internationale Staatengemeinschaft uns vor den EDCs und ihren negativen Auswirkungen schützen? Reicht die endokrine Wirkung bereits, um ein Verbot solcher Stoffe zu rechtfertigen? Wie steht es um den Fünf-Punkte-Plan der Bundesregierung zum Schutz vor hormonell schädigenden Stoffen? Was sind die dringendsten Schritte? Hierauf und auf weitere Aspekte der EDCs und deren Regulierung gehen wir dritten Mittagstalk der diesjährigen Reihe ein.

Referentinnen:

  • Antonia Reihlen, CHEM Trust

  • Alexandra Caterbow, Health Environment Justice Support

  • Susanne Smolka, Pestizid Aktions-Netzwerk Detuschland

  • Johanna Hausmann, Women Engage for a Common Future

Moderation

  • Tom Kurz, Forum Umwelt und Entwicklung

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