Europaweite Belastung mit giftigen „Ewigkeitschemikalien“: Das EU-Verbot muss kommen!

Eine Übernahme von CHEM Trust:

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) bezeichnet eine Familie von über 10.000 Chemikalien, die aufgrund ihrer fett- und wasserabweisenden Eigenschaften in vielen Alltagsgegenständen eingesetzt werden. Sie werden mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen bei Menschen und Tieren in Verbindung gebracht, darunter Störungen des Immunsystems und die Förderung bestimmter Krebsarten.

Das „Forever Pollution Project“ fand PFAS im Wasser, in Böden und in Lebewesen an rund 17.000 Orten in ganz Europa, an Hunderten davon in besorgniserregend hohen Mengen. Die höchsten PFAS-Werte wurden im Grundwasser in der Nähe einer PFAS-Produktionsstätte des Chemieunternehmens 3M in Belgien festgestellt. Anwohner*innen im Umkreis von 15 Kilometern um die Anlage wurden aufgefordert, keine Eier oder Gemüse aus dem eigenen Garten zu essen – eine besonders beängstigende Illustration der Probleme, die diese Chemikalien mit sich bringen.

Auch Deutschland hat ein PFAS-Problem, das sich nach den Erkenntnissen des Forever Pollution Project als „viel größer als bisher bekannt“ herausstellte, wie es die Tagesschau formulierte. Die „ewigen Chemikalien“ konnten an mehr als 1.500 Orten nachgewiesen werden. Bei über 300 davon handelte es sich um sogenannte Hotspots, mit so hohen PFAS-Konzentrationen, dass sie die Gesundheit der in der Umgebung lebenden Menschen gefährden könnten.

Ein neuer Bericht des Umweltbundesamtes „SumPFAS“ zeigt, dass Gewässer in ganz Deutschland mit PFAS belastet sind. Die in der Studie untersuchten Proben deuten darauf hin, dass in den vergangenen Jahren der Anteil unbekannter Verbindungen im Verhältnis zu den bekannten Verbindungen angestiegen ist. Es wird vermutet, dass verschiedenste PFAS als Ersatz für (bekannte, regulierte) langkettige PFAS genutzt werden.

Der Ersatz (teilweise) regulierter Stoffe durch ähnlich bedenkliche Stoffe wird als „regrettable substitution“ bezeichnet – und ist ein Grund, warum CHEM Trust schon seit Langem fordert, nicht Einzelstoffe, sondern ganze Stoffgruppen zu regulieren. Mehr dazu in unserem Bericht „Toxische Buchstabensuppe“.

Ähnlich wie beim Forever Pollution Project ist auch im Rahmen des UBA-Projekts eine Karte entstanden, die hier eingesehen werden kann und aufzeigt, welche Gewässer in Deutschland wie stark belastet sind, und welche Veränderungen es über die vergangenen fast zwei Jahrzehnte gegeben hat.

Diese aktuellen Forschungsergebnisse belegen einmal mehr, was wir von CHEM Trust schon seit Jahren sagen: Der Grad der Kontamination durch PFAS ist nicht kontrollierbar, nicht nachhaltig und nicht hinnehmbar! Wir und andere NGOs in Europa fordern ein Verbot aller PFAS für Verbraucherprodukte bis 2025 und für andere Verwendungen bis 2030. Den Vorschlag für ein PFAS-Gruppenverbot in der EU, den Behörden in Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Schweden im Januar 2023 eingereicht haben, begrüßen wir daher sehr.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders bedenklich, dass die bayrische Landesregierung aktuell für die Septembersitzung des Bundesrats einen Entschließungsantrag gestellt hat, der im Tenor den Vorschlag eines umfangreichen PFAS-Verbotes untergräbt.

In dem Antrag wird deutlich, dass die bayrische Landesregierung darauf abzielt, bestimmte PFAS-Gruppen von dem Verbot gänzlich auszunehmen und längere Übergangsfristen sowie möglichst viele Ausnahmeregelungen zu erwirken, um die deutsche und europäische Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden.

Dr. Ninja Reineke, wissenschaftliche Leiterin von CHEM Trust und Vorstandsvorsitzende von CHEM Trust Europe, sagt dazu:

„Wir brauchen dringend PFAS-freie Prozesse und Produkte, und viele Firmen haben bereits in dementsprechende Innovationen investiert. Die Bundesländer sind für die Sanierung PFAS-verseuchter Flächen zuständig und sollten allein deshalb diesen Antrag unbedingt ablehnen. Nur ein umfangreiches Verbot kann die PFAS-Belastung effektiv verringern und für die richtigen Weichenstellungen für nachhaltige Technologien sorgen.“

In einem gemeinsamen Brief haben sich mehrere Umweltverbände an den Bundesrat gewandt, mit der Bitte, den bayrischen Antrag nicht zu unterstützen.

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Chemikalienexportskandal und CLP-Abstimmung

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